NABU-Vortragsabend

 

Planung, Entwicklung und Betreibung eines Beweidungsprojekts

 

Vom Panzerübungsplatz zum Naturschutzgebiet

die Schmidtenhöhe bei Koblenz

 

 

Bei winterlichem Wetter lud der NABU Rennerod in das Dorfgemeinschaftshaus Niederroßbach ein. Andreas Haberzettl, seines Zeichens Sprecher des Bundesfachausschuss Weidelandschaften und Neue Wildnis, brachte in seinem Bildvortrag von der Schmidtenhöhe Erfahrungen aus der Praxis mit Weidetieren, Wege-, Zaun- und Biotoppflege den dem Wetter geschuldet leider nur wenigen Zuschauer näher.   

 

 

 

Taurus-Rinder, Foto: Andreas Haberzettl
Taurus-Rinder, Foto: Andreas Haberzettl

Vergleichbare Projekte hatten gezeigt, dass eine halboffene Weidelandschaft mit großen Pflanzenfressern eine optimale Lösung ergibt. Seit 2009 wirken  Taurusrinder und Konikpferde gegen die Verbuschung. Später sind Karpatenbüffel hinzugekommen, die in Feuchtgebieten "aufräumen". Im Sommer suchen sie Abkühlung durch Suhlen in feuchten Senken und Kleingewässern. So verhindern sie deren rasche Verlandung. Davon profitiert auch die Wechselkröte, die bevorzugt in offenen, sich schnell erwärmenden Gewässern ablaicht. Und so nebenbei wird damit eine historische Haustierrasse vor dem Aussterben bewahrt. 

Taurus-Rinder, Foto: Andreas Haberzettl
Taurus-Rinder, Foto: Andreas Haberzettl

Taurus-Rinder beeindrucken durch ihre Statur, typisch sind die hellen (Mehl)Schnauzen und die großen geschwungenen Hörner. Sie stammen von Züchtungen der Gebrüder Heck (Zoodirektoren in München und Berlin), die zum Ziel hatten, den Auerochsen unser ausgestorbenes Urrind wieder ins Leben zu rufen. In neuerer Zeit wurden Spanischer Kampfstier und die italienische Rasse Chianina eingekreuzt, um die Größe der Urrinder zu erreichen. Im Ergebnis kommen die Taurus-Rinder ihren wildlebenden Vorfahren schon recht nah. Die Konik-Pferde kommen aus Polen, mit ihrem dunklen Aalstrich auf dem Rücken haben sie noch viele Merkmale der ursprünglichen Wildpferde.

Wenn im Winter das frische Gras zuneige geht, machen sich die Taurusrinder ans Werk. Büsche und Bäume werden geschält, Eicheln, Brombeergestrüpp, Ginster, Disteln, Binsen, Schilf, Weiden- und Pappelaustrieb dienen in der kargen Zeit als Nahrung. Die Landschaft wird dennoch nicht plattgemacht, weil mit einem Weidetier auf 2 Hektar eine wesentlich extensivere Nutzung als in der sonst üblichen Landwirtschaft stattfindet.

Im nächsten Frühjahr blühen dann seltene Orchideen und viele andere Blütenpfanzen umso üppiger. Ein reiches Insektenleben mit verschiedenen Heuschrecken-, Bienen- und Schmetterlingsarten kann sich auf sonnigen Standorten entwickeln. Zahlreiche Käfer finden im Dung der Weidetiere perfekte Lebensbedingungen. Das lockt wiederum Vögel an und auch Fledermäuse finden gute Jagdgründe in einer abwechslungsreich strukturierten Landschaft.

 

Links: Andreas Haberzettl
Links: Andreas Haberzettl

Der mit anschaulichen Fotos hinterlegt Bildvortrag vermittelte die sehr aufwendige  und kostspielige Pflege der Flächen und Weidetiere sehr gut.

Vor und nach dem Vortrag gab es Gelegenheit zur Information über das Thema anhand vieler Schautafeln und persönlicher Gespräche.