Exkursion durch die koblenzer Serengeti

Am 28. Juni bei angenehmen frühsommerlichen Temperaturen und viel Sonne sind wir vom NABU Rennerod zu Gast beim NABU Koblenz auf der Schmidtenhöhe. Das Gebiet oberhalb von Koblenz an der B49 nach Montabaur war viele Jahre Panzerübungsplatz.

Es glich eher einer Schlammwüste als einem Naturparadies. Und dennoch, in den zahlreichen Fahrspuren, wo sich regelmäßig Regenwasser sammelte, fand gerade die seltene Gelbbauchunke, die auf temporäre offene Flachgewässer angewiesen ist, ideale Lebensbedingungen.

Heinz Strunk, einer der Vorsitzenden vom NABU Koblenz und von Beginn an begeisterter und engagierter Naturfreund auf der Schmidtenhöhe, erklärt uns die Entwicklung. Als der militärische Übungsbetrieb in weiten Teilen eingestellt wurde, drohte das Gelände zu verbuschen. Viele Fahrspuren verschwanden und die Gelbbauchunken wurden immer weniger. Es musste etwas geschehen, um den besonderen Charakter der Landschaft und somit den Lebensraum für seltene Arten zu erhalten. Unter der Leitung von Siegfried Schuch entwickelte der NABU Rheinland-Pfalz das Konzept der Halboffenen Weidelandschaft. 2009 fiel der Startschuss, als Vertreter des NABU zusammen mit der damaligen Landes-Umweltministrin Margit Conrad zu den ersten Taurus-Rindern die Konik-Pferde in das Gebiet entließen.

Jetzt nach 6 Jahren fahren wir mit dem Planwagen, der bereits vielen BUGA-Besuchern 2011 das Gebiet näherbrachte, durch das Gelände. Eine abwechslungsreiche Graslandschaft mit Buschgruppen, Einzelbäumen und Waldstücken bietet Goldammer, Neuntöter und vielen anderen, zum Teil seltenen Singvögeln eine Heimat.

Wir halten an einem Tümpel, wo Heinz Strunk eine Gelbbauchunke herausfischt und uns den leuchtend gelb gefleckten Bauch der Amphibie zeigt.

Danach verweilen wir an blumenreichen Wiesen, wo zahlreiche Orchideen blühen: rosa-lila die Händelwurz und das Übersehene Knabenkraut, dazwischen die Bienen-Ragwurz. Eine ganz besondere Blume, die einem bunten Insekt ähnelt und so die Bestäuber auf Paarungssuche anlockt.

Schließlich halten wir im Waldschatten, wo die Weidetiere an der Futterstelle Zuflucht vor der Mittagssonne gefunden haben. Hier erklärt uns Heinz Strunk die Herkunft der Taurus-Rinder. Die schwarzen Tiere beeindrucken durch ihre Statur, typisch sind die hellen(Mehl)Schnauzen und die großen geschwungenen Hörner.

Sie stammenvon Züchtungen der Gebrüder Heck(Zoodirektoren in München und Berlin), die zum Ziel hatten, den Auerochsen unser ausgestorbenes Urrind wieder ins Leben zu rufen. In neuerer Zeit wurden Spanischer Kampfstier und die italienische Rasse Chianina eingekreuzt, um die Größe der Urrinder zu erreichen. Im Ergebnis kommen die Taurus-Rinder ihren wildlebenden Vorfahren schon recht nah. Die Konik-Pferde kommen aus Polen, mit ihrem dunklen Aalstrich auf dem Rücken haben sie noch viele Merkmale der ursprünglichen Wildpferde.

Es geht lebhaft zu am Unterstand. Einige der temperamentvollen Pferde sind durchaus zutraulich. Die Kinder in unserer Gruppe können sie streicheln und ihnen den Hals kraulen.

Unser Exkursionsleiter führt uns außerdem noch zur Fangstation und an die Scheune für Winterfutter.

Im Grunde sind die Weidetiere über das ganze Jahr Selbstversorger. Nur bei besonders widrigen Bedingungen wird zugefüttert. Im Winter wird auch viel von Sträuchern und Bäumen gefressen. Mit ihren Hörnern reißen die mächtigen Bullen die Zweige herunter und auch die Kühe fressen von der saftigen Rinde. So bleibt die Landschaft offen.

Ja, Fangstation, Impfungen, veterinärmedizinische Untersuchungen müssen laut Gesetz sein, ebenso wie die Trinkbrunnen. Wobei auf Letztere hätte man durchaus verzichten können. Worauf der NABU aber nicht verzichten will, das sind die gepanzerten Fahrzeuge.

Einmal im Jahr für 2 Wochen sind zahlreiche Freunde historischer Militärfahrzeuge hier oben unterwegs. Fahrgassen werden abgesteckt, wo auch mal Erde, Schlamm und Büsche geschreddert werden.

Ein Abenteuerspielplatz, der schon einige Wanderer, die in der Natur Ruhe und Frieden suchen, sehr verwunderte.

Aber es ist eben eine günstige Top-Biotoppflege. 350 Kleingewässer und Tümpel sorgen derzeit dafür, dass sich die Gelbbauchunken und andere Amphbien wie der Laubfrosch prächtig vermehren.

Das Alles bringt uns Heinz Strunk auf unterhaltsame und humorvolle Art nahe.

Mit Augenzwinkern erzählt er uns von seinen Erlebnissen mit Mensch, Tier und Landschaft auf der Schmidtenhöhe.

Uns hat die Exkursion sehr gefallen und auf jeden Fall wollen wir wiederkommen.

Denn die Weidelandschaft ist in Entwicklung, Neues und Überraschendes ist jederzeit möglich.